Nach etwas über der Hälfte des Turniers sind nun erste Tendenzen im Klassement erkennbar. Mit voller Punktzahl liegen die bis dato souverän spielenden Bernhard Jürgens und Lutz Franke in Front. Im Mittelfeld machen Marian Krüger und Jens Trzcielinski durch gute Leistungen auf sich aufmerksam.
Was die aktuelle Runde betrifft, gab es dieses Mal ein ziemliches Drunter und Drüber im Hamburg-Haus. In einigen Partien saß das Material beidseitig äußerst locker.
So hing bei Vehar – Kischneck am Ende ein Turm, bei Kaiser – Blix ging zunächst ein Läufer verloren, ehe ein erst ausgelassener Damenfang dann doch ausgeführt wurde, und bei Prenzel – Hogelücht wurde aus Versehen ein Läufer verschenkt. Wohl nicht in diese Kategorie fallend, aber ähnlich spektakulär war auch wieder das Spiel von Eugen Raider, das sich wie gewohnt objektiven Bewertungskriterien entzog. Richtig vogelwild wurde es in der Partie Steinhauer – Börner. Hier hatte Schwarz zunächst einen Läufer mehr mit der Option, den Vorsprung auf einen Turm auszubauen. Stattdessen ging eine Figur verloren, und Weiß erreichte ein Damenendspiel mit einem Bauernplus von zwei. Die erschütternde Tatsache, dass dieses dann verloren ging, wird weiter unten noch erörtert werden.
Zunächst zum Spitzenduell:
[White "Jürgens, Bernhard"]
[Black "Voigt, Gerrit"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "2076"]
[BlackElo "2130"]
[SetUp "1"]
[FEN "r2qk1nr/1b3pbp/p1npp1p1/2p5/1p2PP2/3PNNP1/PPP3BP/R1BQ1RK1 w kq - 0 11"]
{[#] Nach zehn Zügen hat Weiß einen Entwicklungsvorsprung und
versucht diesen durch eine Öffnung der Stellung zu nutzen:} 11. f5 Nd4 12.
fxe6 {Die logische Fortsetzung, die Schwarz allerdings noch eine Chance gibt,
im Spiel zu bleiben.} ({Genauer war} 12. Nxd4 Bxd4 13. fxe6 fxe6 {und nun der
starke Zug} 14. c3 $1 {, wonach insbesondere das drohende Da4+ Schwarz vor
unlösbare Probleme stellt. Ein Motiv, das dabei eine Rolle spielt, wird
sichtbar nach} bxc3 15. Qa4+ Qd7 16. Rf8+ $1) 12... fxe6 $2 (12... Nxe6 {
war richtig, wonach Schwarz es wohl schafft, seine Entwicklung zu beenden.})
13. Nc4 Nh6 $2 14. Ng5 ({Sehr einfach war der Gewinn nun nach} 14. Bxh6 Bxh6
15. Nxd4 cxd4 16. e5 {, denn ist es gibt keine Verteidigung gegen die
parallelen Drohungen Lxb7 und Sxd6+.}) {In der Partie setzte Weiß seinen
Vorteil zwar auch überzeugend um, musste aber – mehr als nötig gewesen wäre
– auf der Hut sein.} 14... Qe7 15. Bh3 O-O-O 16. c3 bxc3 17. bxc3 d5 18. exd5
Bxd5 19. Nb6+ Kc7 20. Nxd5+ Rxd5 21. Bf4+ e5 22. cxd4 exf4 23. Ne6+ Kd6 24.
dxc5+ Rxc5 25. Nxc5 Qe3+ 26. Kh1 Qxc5 27. Rc1 Qg5 28. gxf4 {und Sieg im 36.
Zug.} 1-0
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Es folgt eine Auswahl interessanter und lehrreicher Endspiele, wobei das letzte einen Fall von größtem Unglück darstellt:
[White "Urban, Ralf-Dieter"]
[Black "Trzcielinski, Jens"]
[Result "1/2-1/2"]
[WhiteElo "2019"]
[BlackElo "1648"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/p7/2p1k3/7p/P2K2p1/2P5/1P5P/8 b - - 0 41"]
{[#] Schon bei Eintritt ins Bauernendspiel hatte Schwarz eine
Gewinnchance verstreichen lassen. Nun allerdings bekommt er eine große neue.}
41... h4 $2 (41... c5+ $1 {wäre es gewesen. Nach} 42. Kxc5 (42. Ke4 {
wird tödlich beantwortet mit} c4 $1 {, was die weiße Struktur am
Damenflügel festlegt, so dass Weiß wertvolle Tempozüge nicht mehr zur
Verfügung stehen.}) 42... h4 43. Kd4 g3 44. hxg3 h3 $1 {kommt der weiße
König nicht mehr ins Quadrat, um den h-Bauern aufzuhalten.}) {So langte es
nur – aus schwarzer Sicht – zu einem Remis:} 42. Ke4 g3 43. hxg3 hxg3 44. Kf3
Kd5 45. Kxg3 Kc4 46. Kf4 Kb3 47. Ke4 Kxb2 48. Kd4 Kb3 49. a5 Ka4 50. Kc5 Kxa5
51. Kxc6 Ka4 1/2-1/2
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[White "Knops, Peter"]
[Black "Johanssen, Torsten"]
[Result "1/2-1/2"]
[WhiteElo "1913"]
[BlackElo "1821"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/6K1/4k1P1/8/5r2/8/1R6/8 w - - 0 70"]
{[#] Dieses Turmendspiel ist ein für Weiß gewonnenes. Der generelle
Gewinnplan besteht darin, den eigenen König derart aus dem Weg des
umzuwandelden Bauern zu bewegen, dass er vor gegnerischen Schachs geschützt
ist.} 70. Re2+ Kf5 ({Nach} 70... Kd7 {gewinnt Weiß mühelos mit} 71. Kh6 Rh4+
({oder} 71... Rf1 72. Rh2 Ke7 73. g7 Rg1 74. Kh7 Kf7 75. g8=Q+ Rxg8 76. Rf2+)
72. Kg5 Rh1 73. Re4 Rh8 74. g7 Ra8 75. Kf6 Kd6 76. Rg4) 71. Kf7 {Das führt
erstmal nicht weiter, sondern nur zu einer Zugwiederholung.} ({Geradlinig wäre
} 71. Rh2 {gewesen. Z.B.} Rg4 (71... Ke6 72. Kh7) {und jetzt} 72. Kf7 Ra4 73.
g7 Ra7+ 74. Kg8 Kf6 75. Rf2+ Kg6 76. Kh8) 71... Kg5+ 72. Kg7 Kf5 73. Re8 ({oder
} 73. Rh2 {s.o.}) 73... Rg4 74. Rg8 $2 {Ein Feld zu weit.} (74. Rf8+ $8 Ke6 75.
Kh7 Rg1 76. g7 Rh1+ 77. Kg8 Rh2 78. Rf1 Ke7 79. Re1+ Kd6 (79... Kf6 80. Kf8)
80. Re4 {nebst Brückenbau} Rh1 (80... Kd5 81. Rg4) 81. Kf7 Rf1+ 82. Kg6 Rg1+
83. Kf6 Rf1+ 84. Kg5 Rg1+ 85. Rg4) 74... Rxg6+ 1/2-1/2
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[White "Steinhauer, Timo"]
[Black "Börner, Uwe"]
[Result "0-1"]
[WhiteElo "1350"]
[BlackElo "1701"]
[SetUp "1"]
[FEN "4Q3/3P2pk/2q1K2p/8/6P1/5P2/8/8 w - - 0 55"]
{[#] Damenendspiele sind immer dann leicht gewonnen, wenn der eigene
König Schutz vor den Dauerschachversuchen findet.} 55. Ke7 $4 {Hier sucht er
den Schutz auf der falschen Seite des Brettes.} (55. Ke5 {hätte die Idee,
sich hinter den Bauern g3 und f4 zu verstecken. Z.B.} Qc5+ 56. Ke4 ({nicht} 56.
Kf4 $2 g5+ $11) 56... Qb4+ 57. Ke3 Qe1+ 58. Kf4 Qd2+ 59. Kg3 Qd6+ 60. Kh3 Qd1
61. Qe4+ Kh8 62. Qa8+ Kh7 63. d8=Q Qf1+ 64. Kg3 Qg1+ 65. Kf4 $18) 55... Qf6#
0-1
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