Nun haben wir die Blankeneser Festspielwochen endlich hinter uns gebracht. Als vermeintlich schwächste Mannschaft in der Bezirksliga B kann zwar aktuell unser Saisonziel selbstverständlich nur der Klassenerhalt sein. Doch nach dem ersten Mannschaftspunkt gleich zum Start war uns allen bereits klar: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.“. Dass uns aber gleich im zweiten Umlauf eine dermaßen harte Nuss vorgesetzt wurde, an der wir uns nämlich vergeblich die Zähne ausbissen, war trotzdem ziemlich frustrierend.
Blankenese 2 war einfach eine Nummer zu groß für uns. Dass vorn zweimal die Punkte geteilt wurden, war im Vorwege noch ein wenig eingepreist. Zudem war hinten der halbe Punkt unserer großen Nachwuchshoffnung Nikita Kümmerlen gegen einen zudem rund 200 DWZ-Punkte stärkeren Kontrahenten großartig. Und Jonas von der Fecht schien sogar auf einem sehr guten Weg zu sein, nach Januar ebenso unser Mitarbeiter des Monats Februar zu werden, zumal der Student am 6.2.2025 unseren einzigen vollen Punkt beisteuerte.
Die andere Hälfte unseres Teams hingegen verlor kläglich, was sich am Ende in einem 2½:5½ widerspiegelte. Diese Klatsche in Runde 2 gegen Bankenese 2 ließ für Runde 3 bei Blankenese 3 nur sechs Tage später Schlimmes befürchten. Ich tröstete mich allerdings damit, dass wir zum Glück nicht in Runde 1 gegen Blankenese 1 antreten mussten, weil dieses Aushängeschild eine Liga höher Angst und Schrecken verbreitet. Und ein Duell in Runde 4 gegen Blankenese 4 war zu meiner großen Erleichterung genauso unmöglich, da diese Supertruppe sogar zwei Klassen tiefer für Furore sorgt.
Als uns jedenfalls am 12.2.2025 in der Mensa des Lise-Meitner-Gymnasiums Okke Glatz lächelnd entgegen kam, bestätigte sich das Gerücht, dass unser ehemaliger Rohdiamant in dieser 3. Runde tatsächlich nur zuschauen, jedoch partout nicht gegen seinen Ex-Verein spielen wollte. Bei Profifußballern wird bisweilen eine derartige Klausel sogar extra in deren Verträge geschrieben. Im Amateurbereich ist dieses vorbildliche Verhalten keine pure Geste des Anstands. Okkes Pietät nötigt mir jedenfalls den allergrößten Respekt ab, so dass ich stolz darauf bin, früher einmal sein Schachtrainer gewesen zu sein. Sein exzellentes Benehmen habe zweifelsfrei natürlich ich ihm besonders beigebracht.
In einer solch beinahe freundschaftlichen Atmosphäre musste es in Hamburgs Westen einfach ein schöner Schachabend werden, schließlich zumindest ein jederzeit äußerst umkämpfter und spannender mit völlig offenem Ausgang.
An den letzten beiden Brettern hatten wir von vornherein einen Punkt ziemlich fest eingeplant, der allerdings etwas anders zustande kam, als vorab kalkuliert, nämlich plötzlich durch zwei Remisen, zum einen von unserem Ersatzmann Philipp gegen einen etwas schwächer bewerteten Jugendlichen, zum anderen genau umgekehrt vom angehenden Abiturienten Wsewolod gegen einen fast 300 DWZ-Punkte deutlich stärker eingestuften Blankeneser.
Sicherlich war bestimmt nicht zu erwarten, dass wir drei Trainer, trotz unserer Vorbildfunktion, vorn allesamt gewinnen. Hinterher stand dadurch übrigens ebenfalls fest, dass somit plötzlich Jörg Nielsen und Uwe Börner zu unseren neuen Mitarbeitern des Monats gekürt werden müssen. Zumal wir im März spielfrei sind, stellt sich diesbezüglich die Frage nach weiteren, frischen Titelkandidaten übrigens erst wieder im April.
Das Resultat dieser harmonischen Drittrundenbegegnung durfte jedenfalls am Ende sehr gern ein in meinen Augen gerechtes, schiedlich-friedliches 4:4 sein. Okay, zum Beispiel an den Brettern 2 und 3 hatten wir schon ein wenig Glück. Als ausgleichende Gerechtigkeit musste umgekehrt allerdings der Gastgeber etwa an 5 und 6 genauso auf die Hilfe der Glücksgöttin Fortuna vertrauen.
Nach dem ersten Saisondrittel überrascht mich zwar weniger, dass wir hinten (noch) nicht über die nötige Durchschlagskraft verfügen. In den letzten zwei Jahren trumpfte vorwiegend unsere allseits gefürchtete Mittelachse phänomenal auf. Aber in diesem Jahr ist tendenziell gerade dort, hoffentlich nur temporär, leider etwas Sand ins Getriebe gekommen.
Insofern müssen wir bis zur allerletzten Runde sicherlich immer wieder hart um den Klassenverbleib fighten. Ein Tigersprung scheint mir keineswegs möglich. Zum Gewinnen benötigt man / frau bekanntlich richtig Biss, was ein Krokodil verspräche, so dass mich persönlich in dieser Hinsicht meine entsprechende Lacoste-Kleidung völlig ausreichend unterstützt. Ein Löwe als König der Tiere wäre wohl ebenfalls eine durchaus geeignete Inspirationsquelle. Unser Vorbild aus dem Tierreich sollte dennoch bitte weiterhin das Eichhörnchen bleiben.