Als im Juli 2015 die Formation der 1. Mannschaft für diese, jetzt abgelaufene Spielzeit gebildet werden sollte, stand der Spielausschuss vor einer besonderen Herausforderung. Denn mit Ralf Adloff, der sich vorübergehend ganz vom Schachspiel zurückzog, und Markus Winter, der Lust auf eine Spielzeit in der 4. Mannschaft hatte, waren zwei absolute Stammkräfte weggebrochen. Mit Erich Kirschneck war ein Ersatz schnell gefunden, aber was ist mit Nr. 2? Ralf-Dieter Urban kam in Frage, was aber eine heftige Ausdünnung der 2. Mannschaft zur Folge gehabt hätte.
So brachte ich die Idee ein, man könne die 1. Mannschaft ja mit nur 7 Stammspielern formieren. Immerhin standen mit Ralf Adloff, Hans Kreutzkamp und Holger Strobel drei Spieler mit auf der Liste, die hin und wieder zum Einsatz kommen könnten und die kein Interesse daran hatten, für eine der unteren Mannschaften überhaupt gemeldet zu werden. Und notfalls waren ja noch 6 Spieler aus der 2. und 4. Mannschaft mit auf der Liste, die bedarfsweise wechselnd zum Einsatz kommen könnten. Wir ließen es auf den Versuch ankommen.
In der Praxis erwies sich der Versuch als Ärgernis an allen Fronten. Ich als Mannschaftsführer war genervt, weil ich jeden einzelnen Spieltag damit beschäftigt war, einen – meist mehrere – Ersatzspieler zum Einsatz bringen zu müssen, was nicht selten – auch kurzfristig nötige – Überzeugungsarbeit am Telefon mit sich brachte. In der 2. Mannschaft kam ebenfalls Unmut auf, weil ja regelmäßig unterschiedliche Spieler wegen ihres Einsatzes in der 1. Mannschaft gesperrt waren und daher in den unteren Mannschaften Ersatz rekrutiert werden musste, was auch keineswegs einfach ist. Und schließlich bekam ich noch den Eindruck, dass in den beiden Mannschaften – anders als in den Vorjahren – kein rechtes Mannschaftsgefühl aufkommen wollte. Aber das kann man natürlich auch anders empfinden.
In Zahlen ausgedrückt kamen an den ersten vier Spieltagen vor Weihnachten bereits alle 16 gemeldeten Spieler jeweils mindestens einmal in der 1. Mannschaft zum Einsatz, zum Saisonende hatte jeder sogar mindestens zwei Einsätze. Der Umstand, dass Ralf-Dieter Urban nicht als Stammspieler für die 1. Mannschaft gemeldet worden war, verstärkte die 2. Mannschaft im Ergebnis nur an drei Spieltagen (4., 7. und 9. Spieltag), weil nur an diesen drei Spieltagen kein Ersatzspieler aus der 2. Mannschaft benötigt wurde. Zu allem Überfluss gingen sowohl der 4. als auch der 7. Spieltag für die 2. Mannschaft dennoch verloren, der 9. Spieltag steht noch aus.
Die Saison selbst verlief aus meiner Sicht wenig spektakulär. Dass das Liga-Orakel uns als Aufstiegsfavoriten auswies, ließ uns in den ersten beiden Runden noch recht selbstbewusst aufspielen. Dann holte uns die Realität ein und Union zeigte sein übliches Gesicht (ins eigene Spiellokal nicht reinkommen, weil Schlüssel nicht abgeholt – fremdes Spiellokal nicht finden, weil nicht informiert – etc.). Letzten Endes alles egal, weil wir zum Schluss doch unsere Punkte machen, sodass sich trotz ernster Abstiegsgefahr doch niemand (außer Thorsten) so recht vom Abstiegsgespenst erschrecken lässt. Am Ende wieder 9 von 18 Punkten (wie in der Vorsaison) und damit Tabellenmittelfeld. Gähn…
Und typisch unionig ging es auch in der letzten Runde gegen Diogenes 2 los: Wo ist das Handy, das da so schön angenehm lange vor sich hindudelt, dass man schon einen Ohrwurm kriegt? Da in diesem Moment weder Andreas noch Thorsten am Platze waren, blieb dies zunächst unklar und ohne gegnerischen Protest, zumal Andreas bei seiner Rückkehr zum Platz erklärte, dass es seines jedenfalls nicht gewesen sein kann. Also machte ich mich auf die Suche nach Thorsten, der sein Handy dann ohne großes Trara einfach ausmachte. Am Ende also ohne Minuspunkt ausgegangen, man darf bei Union auch mal Glück haben.
Als Erster wurde dann heute mal Detlev fertig, mit einem wenig spektakulären Remis. Detlev war die Saison über der gewohnt sichere Rückhalt an Brett 8, definitiv eine Stütze der Mannschaft. Die zweite Mannschaftsstütze, Andreas an Brett 2, musste dann den Punkt ausnahmsweise abgeben. Er hatte sich mit einem Qualitätsopfer eine klar überlegene Stellung erarbeitet, doch sein Gegner konterte mit einem noch kräftigeren Turmopfer. Wie üblich ärgerte sich Andreas über seinen „Überseher“ bis zum Abend.
Dann aber schlugen wir mit Weiß zurück, ich an 1, Thorsten an 3 und Holger H. an 5. Mein Gegner vermochte es nicht wirklich, eigene Ideen zu entwickeln, und so konnte ich ihn in aller Ruhe „zusammenschieben“. Ein tröstliches Ende der Saison für mich, da ich alles in allem am 1. Brett wohl doch ein wenig überfordert war. Thorsten war nicht wirklich gut aus der Eröffnung herausgekommen, aber sein Gegner konnte sich nicht so recht entscheiden, welcher der vielen verfügbaren Hebel denn nun der richtige ist. So siegte am Ende Thorstens kühler Kopf, der für seinen Geschmack über die ganze Saison insgesamt etwas zu kühl geblieben war. Drei Remisen (für ihn ungewöhnlich viele) ist es geschuldet, dass sein Saisonergebnis nur knapp positiv ausfiel. Deutlich im positiven Bereich beendete Holger H. hingegen die Saison. Ein schöner Einschlag auf e6 mit Freilegung des gegnerischen Königs sollte ihm heute den Sieg bringen.
Einen schwarzen Tag und eine schlechte Saison hatte Lutz an Brett 4 zu verbuchen. Wobei – er sagt es selbst – es nicht etwa an 4 zu schwere Gegner für ihn gibt, nein, sein ärgster Gegner war auch heute – wie immer – er selbst. Mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit weiß er immer schon unmittelbar nach der Partie zu sagen, was genau er falsch gemacht hat. Und so kommt für ihn kommende Saison auch wieder alles in Betracht: Von 1. Mannschaft Brett 1 bis 2. Mannschaft Brett 8. Er wird es vermutlich wieder mit sich selbst auskämpfen und wahrscheinlich – ganz gleich, wo er aufgestellt wird – auch den ein oder anderen glanzvollen (!) Sieg beisteuern.
Zum Schluss spielten noch Holger S. und Erich an 7 und 6. Holger hatte sich eine klar vorteilhafte Stellung herausgearbeitet und für die Umstehenden stellte sich nur noch die Frage, ob er sie wohl lieber im Mittel- oder im Endspiel verwerten will. Aber dem guten Holger fehlt doch etwas die Spielpraxis und so endete die Partie zur allgemeinen Überraschung doch nur mit einem Remis. Genau umgekehrt verlief es bei Erich, der schon so schlecht gestanden hatte, dass manch einer nicht recht verstand, weshalb er überhaupt weiterspielte. Einmal mehr erwies er sich als äußerst zäher Kämpfer und es lässt sich über die ganze Saison feststellen, dass er sehr gut in die 1. Mannschaft zurückgefunden hat. Nachdem Erich den letzten gegnerischen Bauern abgeräumt hatte, vermochte sein Gegner im Turm+Läufer vs. Turm-Endspiel nicht mehr zu gewinnen. Und so war am Ende ein knapper 4,5-Sieg perfekt.
Ich bin persönlich ganz froh, dass diese Saison nun vorbei ist. Ob etwas und wenn ja was daraus zu lernen ist und womöglich gelernt wurde, wird sich dann spätestens im kommenden Juli bei der nächsten Spielausschusssitzung herausstellen. Und unter welchen Vorzeichen wir uns dann im September zu nächsten Saison wieder zusammenfinden werden, erwarte ich schon jetzt mit Spannung.