Erster Saisonerfolg für Union1

Zur Abwechslung nehme ich – Gerrit – mich heute mal eines Berichts an, denn ich hatte das Vergnügen alle Partien ausgiebig beobachten zu können. Der Grund dafür war der, dass ich H. Hebbinghaus ausgangs der Eröffnung in objektiv ausgeglichener Stellung (ich hatte ihm einen Isolani verpasst, dafür hatte er das Läuferpaar) Remis angeboten hatte, denn ich wollte gerne das „psychologische Moment“ auf meiner Seite haben, dass er durch die Ablehnung des Angebots ja auf Sieg spielte. Allein… er nahm das Angebot an.

Zu diesem Zeitpunkt ergab sich folgendes Bild:

Holger stand gegen J. Hawellek schon etwas gedrückt und es zeichnete sich ab, dass es eine lange defensive Veranstaltung werden würde. Ralf hatte – ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit – gegen C. Rammé einen Bauern für Angriff gegeben, doch die Kompensation erschien zweifelhaft, wenn überhaupt vorhanden. Lutz hatte – ganz entsprechend seiner sonstigen Gewohnheit – gegen J. Müller eine dem gesunden Schachverstand widerstrebende Eröffnung hingelegt, doch obwohl er bei offener Königsstellung am Königsflügel noch keinerlei Entwicklung am Damenflügel hatte wurde mir nicht bange, denn er hatte eine typische Auffangstellung mit Turm auf f7, die nicht leicht zu knacken ist. Karlheinz hatte sich gegen M. Hohlbein gut entwickelt und seine Stellung stimmte mich zuversichtlich. Markus spielte seine übliche Leier, doch J. Diekmann hatte einen weißen Drachenaufbau dagegen gestellt und das gefiel mir für Weiß ganz gut, wobei sich Markus von sowas nicht schrecken lässt, also ohne Bewertung. Detlev hatte gegen etwas benoni-artiges zu spielen und hatte schon ordentlich Druck auf d6 aufgebaut, wobei M. Peschke aber auch schon zu b5 gekommen war, eine schwer zu bewertende Stellung. Am Besten gefiel mir Jörgs Stellung gegen P. Anderberg, die ein ordentliches Spiel am Königsflügel für ihn versprach, wobei er sich aber vor den schon weit vorgerückten gegnerischen Bauern am Damenflügel in Acht nehmen musste.

Nun der Reihe nach:

Jörgs Gegner griff (für mich völlig überraschend) auf einmal am Königsflügel an und das auch noch mit Figurenopfer. Jörg hatte keine Mühe, die eingedrungene Dame wieder zu vertreiben und dann seinerseits am Königsflügel anzugreifen. Dies war bald von Erfolg gekrönt, zumal der Gegner bis zum Ende keinerlei Gegenangriff am Damenflügel führte, sondern sich ausschließlich in Verteidigung versuchte. 1½:½

Markus hatte einen Bauern nach vorne geworfen, um die weiße Struktur zu schwächen. Mich mochte dieser Vorstoß nicht so recht überzeugen und seinen Gegner, der ein flottes Spiel mit den Schwenktürmen auf der 4. Reihe aufzog, wohl auch nicht. Dann übersah Markus einen Springereinschlag auf b7, schien sichtlich genervt und ließ schon im nächsten Zug eine Springergabel auf d6 zu. Der dann folgende Verzweiflungsangriff verlief im Sande. 1½:1½

Karlheinzs Gegner versuchte mit einem vorübergehenden Figurenopfer, das in ein anhaltendes Bauernopfer mündete, die Partie zu kippen. Karlheinz sah sich dann seinerseits zu einem Qualitätsopfer genötigt, was ihm als Kompensation ein bärenstarkes Läuferpaar in offener Stellung bescherte. Dem Gegner unterlief dann bei seinen Angriffsbemühungen schon bald ein Fehler und Karlheinz gewann die Qualität bei bestehendem Mehrbauern und anhaltend guter Stellung zurück. Dann drang Karlheinz auch noch mit der Dame dem gegnerischen König zu Leibe, was sich als entscheidend herausstellte. 2½:1½

Lutzs Gegner wollte unbedingt den offenen König erlegen und gab den Damenflügel auf. Doch Lutzs Stellung erwies sich als uneinnehmbar und als er seinen Damenflügel endlich entwickelt hatte, fiel er an eben diesem wie auch im Zentrum über den Gegner her. Am Ende sollte sich Lutzs König als der sicherer postierte erweisen und kurz vor dem Matt gab der Gegner auf. 3½:1½

Ralf hatte fleißig seine Figuren hin und her manövriert und es gelang ihm tatsächlich, für den fehlenden Bauern ein Gegenspiel aufzuziehen, wenngleich es – entgegen der gehegten Intention – mit einem Königsangriff kaum etwas zu tun hatte. Seine Figuren fanden vielmehr über den Damenflügel einen Zugang in die gegnerische Stellung und insbesondere der (schlechte) Läufer nistete sich vor den eigenen Bauern und von diesen gedeckt auf d6 ein. Daraufhin einigte man sich auf ein gerechtfertigtes Unentschieden. 4:2

Die letzten beiden Partien sollten sich dann noch ordentlich ziehen. Zwar war es Holger gelungen, seine gedrückte Stellung in ein remisliches Turmendspiel mit Minusbauer zu retten. Doch sein Gegner mochte nicht derjenige sein, der die Mannschaftsniederlage besiegelt. Jedoch der Wille zählt nicht, wenn die Fakten eindeutig sind. Nach einigem hin- und herziehen mit König und Turm blieb ihm doch nichts anderes übrig, als der Punkteteilung zuzustimmen. 4½:2½

Klare Mannschaftsergebnisse mit mehr als 4½ Punkten (oder weniger als 3½ Punkten) sind bekanntermaßen nicht unser Ding und so musste Detlev am Ende leider verlieren. Die Partie war sehr lange unklar und Detlev hatte mutig einen Bauern geopfert, um einen Freibauern auf e6 zu postieren und darüber hinaus einen Turm auf die 7. Reihe zu stellen. Doch Benoni-Gegenspiel ist nicht zu unterschätzen und der Gegner konnte schließlich in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit dann schon zwei Mehrbauern abzuwickeln. Erfahrungsgemäß hat das dann noch eine Weile gedauert, aber am Ende waren die Mehrbauern doch zu stark, denn Detlevs König und Läufer mussten sie blockieren, sodass des Gegners König friedlich übers ganze Brett wandern und die Partie entscheiden konnte. 4½:3½

Wir freuen uns über die ersten zwei Mannschaftspunkte und müssen nun hoffentlich nicht mehr mit ganz so ernstem Gesichtsausdruck Richtung Abstiegsplätze gucken. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass diese Saison in Anbetracht der deutlichen Spielstärkeunterschiede zwischen den Mannschaften schon 5 Punkte für den Klassenerhalt reichen. UNION

Ein Gedanke zu „Erster Saisonerfolg für Union1

  1. Karlheinz

    Meine Stellung war wohl tatsächlich nicht so schlecht, wie ich sie selber während der Partie eingeschätzt hatte – aber auch nicht so gut, wie es der Berichterstatter direkt nach dem Mannschaftskampf vermutet hat. Das Qualitätsopfer war anscheinend nicht notwendig und auch nur der zweitbeste Zug in der Stellung. Mein elektronisches Helferlein hält die Kompensation in Form von Läuferpaar und Mehrbauer aber für nahezu ausreichend.

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